Ein Schlaganfall schädigt das Gehirn der Patient:innen. Die Folgen können Beeinträchtigungen von Hirnfunktionen sein, z.B. hinsichtlich der Motorik, Sprache, der Empfindungen und des Denkens. Dementsprechend komplex ist der Prozess der Rehabilitation nach einem Schlaganfall.
Noch dazu ist jeder Schlaganfall anders. Das bedeutet, dass auch der Ablauf in der Rehabilitation nach Schlaganfall für jeden Patient:innen einzigartig ist. So können Vorerkrankungen, Komplikationen und unerwartete Nebeneffekte Einfluss darauf haben, wie sich eine Person im Laufe des Genesungsprozesses entwickelt. Einen einheitlichen Behandlungsprozess nach der Akutversorgung gibt es nicht.
Dennoch gibt es so etwas wie einen typischen Rehabilitationsverlauf nach Schlaganfall. Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist in verschiedene Phasen unterteilt.
Schlaganfall-Rehabilitation: Die Akutversorgung
Die Akutversorgung geschieht in einer Stroke Unit in der Zeit unmittelbar nach dem Schlaganfall, normalerweise in den ersten sieben Tagen. Während dieser Zeit werden die internen Systeme wie Atmung und Herzfrequenz von medizinischem Fachpersonal stabilisiert, um einen zweiten Schlaganfall zu verhindern.
Rehamaßnahmen und Übungen werden in dieser Zeit üblicherweise nicht durchgeführt, außer nach ärztlicher Genehmigung. Die therapeutische Behandlung konzentriert sich in dieser Phase vor allem auf Veränderungen der Liegepositionen, um Gelenksteifigkeit, Schwellungen und Druckstellen zu reduzieren.
Stationäre Rehabilitation: Klinik oder Rehazentrum
Nach einem Schlaganfall ist es sehr wichtig, schnell damit zu beginnen, verloren gegangene Funktionen wiederherzustellen. Dies geschieht üblicherweise unmittelbar nach der akuten Behandlung in der Stroke Unit in Absprache mit den behandelnden Ärzt:innen.
Gemeinsam mit Patient:in und Angehörigen wird entschieden, ob hierfür ein stationärer Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik geeignet ist oder eine ambulante Therapie in einem Rehabilitationszentrum stattfinden kann. Der Zeitraum für die Rehabilitationsmaßnahmen erstreckt sich üblicherweise über 3 Wochen, bei Bedarf kann er verlängert werden.
In Deutschland werden etwa 25 bis 30 % der Schlaganfall-Patient:innen in einer stationären Frühreha oder einer neurologischen Reha-Einrichtung weiter behandelt1.
Während dieser Zeit in der Schlaganfall-Rehabilitation liegt der Fokus auf:
- Selbstversorgungstraining: Im Rahmen des Selbstversorgungstrainings sollen besonders alltägliche Aufgaben wiedererlernt werden, wie das Essen oder Sich-Anziehen.
- Mobilitätstraining: Im Mobilitätstraining konzentriert man sich beispielsweise auf den Umgang mit Gehhilfen, wie dem Gehstock oder einem Rollator.
- Funktionelle Elektrostimulation: Die Elektrostimulation wird verwendet, um Muskeln zu aktivieren, die einen Anstoß benötigen, um funktionale Aktivitäten ausführen zu können, zum Beispiel das Halten eines Löffels oder das Drehen eines Türknaufs.
- Tägliche Übungsroutinen: Es ist wichtig, täglich Übungen durchzuführen, um sichtbare Ergebnisse zu erzielen. Nur durch die Regelmäßigkeit der Übungen wird die Wiederholungsintensität erlangt, die benötigt wird, um weitere Fortschritte zu machen.
Langzeitrehabilitation
Je nach Pflegebedarf geht es nach der stationären Rehabilitation (Reha-Phasen B, C, D, E) weiter mit der Langzeitrehabilitation (Reha-Phase F) oder mit ambulanten Reha-Maßnahmen (Zuhause).
In der Langzeitrehabilitation geht es vor allem um die Verbesserung und Wiederherstellung beeinträchtigter Funktionen des Gehirns, vor allem Sprech- und Schluckstörungen, kognitive und motorische Beeinträchtigungen. Auch wird auf den Wiedereintritt in das Alltags- oder Berufsleben vorbereitet. Hier können die Schlaganfall-Patient:innen auf entsprechende Versorgungsnetzwerke und Therapiemaßnamen in ihrem näheren Wohnumfeld zurückgreifen, wie Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie.
Schlaganfall-Rehabilitation Zuhause
Obwohl die meisten motorischen und funktionellen Verbesserungen in den ersten 3 Monaten nach dem Schlaganfall erzielt werden, konnte belegt werden, dass auch eine Therapie über diesen Zeitraum hinaus erfolgreich ist, insbesondere dank der sogenannten Neuroplastizität, die dafür sorgt, dass sich neuronale Verbindungen im Gehirn verändern können. Die Therapie kann also ambulant oder Zuhause fortgeführt werden.
Insbesondere digital gestützte Therapielösungen bieten sich für ein Eigentraining Zuhause an, zum Beispiel:
- Virtual Reality und Gamification: Diese Technologie kann dem Gehirn dabei helfen, neue neuronale Bahnen aufzubauen und sich neu zu vernetzen. Die innovativen Therapiesysteme von Neofect basieren auf diesem Prinzip, ebenso wie CUREO und Rehago.
- Wearables: Mit Smartwatches und Fitnessarmbändern können Patient:innen einfach ihre Trainingsziele überprüfen und Trainingsfortschritte ablesen.
- Robotergestützte Hilfsmittel: Aufgrund von Lähmungen von Gliedmaßen kann die Bewegungsfreiheit eingeschränkt sein. Doch es gibt Technologien, die zur Unterstützung im Alltag eingesetzt werden können. Siehe hierzu das sehr lesenswerte Interview über Robotik in der ambulanten Rehabilitation auf schlaganfallbegleitung.org.
1 vgl. hierzu der Fachartikel „Die Nachsorge nach einem Schlaganfall“ von Hans Joachim von Büdingen und Jürgen Kunz in der Zeitschrift Neuroreha 4/2021, S. 176
Dieser Beitrag ist eine Übersetzung des Artikels Stroke Exercises for Each Stage of Stroke Recovery zuerst erschienen auf Neofect.com