So hilft Neuroplastizität in der Schlaganfall-Reha

Neuroplastizität in der Schlaganfall Therapie

Neuroplastizität ist die Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu heilen. Schlaganfall-Patient:innen hilft sie bei der Rehabilitation nach einem Hirnschlag.

Unser Gehirn ist tatsächlich dazu in der Lage, verlorenen gegangene Verbindungen zwischen einzelnen Nervenzellen neu zu bilden. Das bedeutet: Schlaganfall-Patient:innen können somit längst verlorene Fähigkeiten wieder erlernen.

In der Schlaganfall-Rehabilitation ist die Wirkung der Neuroplastizität einer der wichtigsten Bausteine, die Fertigkeiten neurologischer Patient:innen wieder herzustellen oder zu verbessern.

Dabei sind mit dem Begriff der Neuroplastizität die vielen Möglichkeiten zusammengefasst, wie sich Gehirn und Nervensystem verändern können – sowohl im täglichen Leben als auch in der Rehabilitationsphase nach einem Schlaganfall.

Die Geschichte der Neuroplastizität

Das Wort „Plastizität“ wurde erstmals 1890 in einem Lehrbuch mit dem Titel „The Principles of Psychology“ erwähnt, das vom Philosophen und Psychologen William James geschrieben wurde. Darin beschreibt er das Gehirn als eine Ansammlung von Bahnen, durch die Informationen wandern müssen. Die Signale, die das Gehirn benötigt, um die Hand zu bewegen, müssen zum Beispiel von Punkt A im Gehirn zu Punkt B gelangen, bevor die Hand sich tatsächlich bewegt.

Normalerweise wird diese Information immer über einen bestimmten, gefestigten Pfad gesendet, der unzählige Male pro Stunde genutzt wird. Das Gehirn speichert ihn als den kürzesten Weg ab, um die Hand zu bewegen. Wenn dieser Pfad nun aber durch eine Verletzung oder einen Schlaganfall blockiert wird, muss die Information von Punkt A sich einen anderen Weg zu Punkt B bahnen.

Es ist ein bisschen wie bei Navigationssystemen. Wenn auf dem Weg nach Hause ein Stau die Fahrzeit verlängert, sucht das Navi eine alternative Route heraus, damit das Ziel trotzdem so schnell wie möglich erreicht wird.

Neuroplastizität in der Schlaganfall-Therapie

Studien zur Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu regenerieren, sind noch verhältnismäßig jung, da sie erst vor 50 Jahren begonnen wurden. Zuvor waren Ärzte und Wissenschaftler davon überzeugt, dass es dem Gehirn nach einer Schädigung nicht möglich ist, sich selbst zu regenerieren oder umzustrukturieren. Körperliche und kognitive Einschränkungen nach Schlaganfall galten gemeinhin als irreparabel.

Dabei zeigen wissenschaftliche Erkenntnisse immer wieder, dass sich das Gehirn verändern und von einer Schädigung erholen kann. Auch noch Jahre oder gar Jahrzehnte nach der Verletzung ist es in der Lage zu lernen, indem beispielsweise neue Verbindungen zwischen einzelnen Nervenzellen (Synapsen) gebildet werden. Auch Studien zeigten, dass die Nerven ihren Aufbau verändern und somit verlorengegangen Funktionen übernehmen können.

Zu den therapeutischen Behandlungsverfahren, die sich die Neuroplastizität zunutze machen, zählen unter anderem:

  • Bobath
  • Computergestütztes Hirnleistungstraining
  • Spiegeltherapie
  • Neuromotorisches Training

Wann wirkt die Neuroplastizität am besten?

Das Gehirn entwickelt neue Bahnen am besten kurz nach einer Schädigung durch einen Schlaganfall oder eine anderweitige Verletzung. Daher ist es auch so wichtig, zeitnah mit den Rehabilitationsmaßnahmen zu beginnen.

Dennoch hat das Gehirn das Potenzial, auch langfristig Ergebnisse bei der Wiederherstellung zu erzielen. Studien zum Neofect Smart Glove und anderen Therapiesystemen haben gezeigt, dass Patient:innen auch noch 20 Jahre nach der Hirnverletzung ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten verbessern können.

Aber nicht nur in Ausnahmesituationen kann sich das Gehirn neu vernetzen. Tatsächlich entstehen neue neuronale Verbindungen als Reaktion auf alles, was wir tun und jede Erfahrung, die wir machen – ein Leben lang. Somit kann die Neuroplastizität in jeder Phase der Schlaganfall-Therapie wirken.

Drei Schlussfolgerungen für die Schlaganfall-Rehabilitation?

  1. Es ist möglich, Jahre und sogar auch Jahrzehnte nach dem Schlaganfall oder der Hirnverletzung physische Verbesserungen herbeizuführen. Neue Brain-Mapping-Technologien und Reha-Studien stützen diese Auffassung.
  2. Für ein effektives Training ist die Quantität der Wiederholungen einer aufgabenbezogenen Bewegung wichtiger als ihre Qualität.
  3. Studien haben gezeigt, dass Patient:innen weitaus mehr Trainingswiederholungen während der Reha-Sitzungen benötigen, um eine maximale funktionelle Verbesserung nach einem Schlaganfall zu erreichen, als oft veranschlagt wird. Die durchschnittliche Praxis liegt in den meisten klinischen Studien bei etwa 30 Minuten Training pro Tag, doch neuere Untersuchungen (Schneider et al., 2016) zeigen, dass 80 Minuten pro Tag tatsächlich ideal sind, um die Ergebnisse zu optimieren. Umso wichtiger ist es für Schlaganfall-Patient:innen, die erforderliche Anzahl von Wiederholungen in ihren Alltag zu integrieren.

Die Neofect Therapielösungen sind so konzipiert, dass sie durch spielerische Übungen die Patient:innen dazu motivieren, aktiv und mit hoher Wiederholungsrate an ihrer oberen Leistungsgrenze zu trainieren. Für das kognitive Training (Hirnleistungstraining) ist besonders der Neofect Cognition und das digitale Steckbrett (Smart Pegboard) geeignet.

Hier erfahren Sie mehr über unsere Therapiesysteme wie den Neofect Smart Glove, das Neofect Smart Pegboard oder Neofect Cognition.


Dieser Beitrag ist eine Übersetzung des Artikels „Why Neuroplasticity Matters to Post Stroke Rehabilitation“ , zuerst erschienen auf Neofect.com